Dienstag, 10. April 2012

MOC Sprint Camp

Bis vor zwei Wochen habe ich bei konstant schönem Wetter in Italien trainiert. Im MOC Sprint Camp absolvierte ich 8 OL-Trainings, 6 davon in historischen Städtchen der Halbinsel Gargano (östlich von Rom). Es war mein erstes Sprint-Trainingslager und eine super Erfahrung! Der Trainingsumfang war hoch. Ich habe erstmals alle gelaufenen Kilometer zusammengezählt und komme auf 177.24 km vom Samstag 17.3. bis Sonntag 25.3. Dazu beigetragen hat natürlich auch das warme und sonnige Wetter, das mich immer wieder auf Footings nach draussen gezogen hat. Zu Beginn der Woche galt es, zu lernen, mit den ungewohnten Begebenheiten umzugehen: Äquidistanz 5m bei einem Massstab 1:4000 verleitete mich, Routen mit zu viel Steigung zu wählen. Beim ersten Training (In Rodi Garganico) merkte ich zudem, dass ich mir oft zu viel aufs Mal merken will und so die wichtigen Stellen eher zu ungenau memorisiere. Ich nahm mir im Folgenden vor, eher Schritt für Schritt, dafür genug genau, zu orientieren. In Vico del Gargano, das einen sehr verwinkelten, mit sehr engen und steilen Treppen durchzogenen Stadtteil enthält, zahlte sich dieser Vorsatz aus. Ich war für meine Sprint-vorstellungen zwar langsam unterwegs, machte aber kaum Fehler und hatte einen - wenn auch insgesamt etwas langsamen - Flow. Das erste berauschende Erfolgserlebnis dieses TLs ;-) Dieses Training war gleichzeitig auch das härteste - bestand es für mich doch aus 3x10min Sprint-OL mit jeweils anschliessenden 400m leicht ansteigend vollgas nur laufen, und vor diesem Training 5x2min schnell (flach, bergauf oder bergab, dem verfügbaren Einlaufgelände angepasst) mit 1min Trabpause. Am nächsten Tag gings in die imposante Stadt Monte Sant’ Angelo, wo ich etwas Mühe hatte, einen Rhythmus zu finden. Dort habe ich gesehen, dass man viel herausholt, wenn man zuerst die beste Route auswählt, und dann erst losläuft. Und zwar vollgas. Die unzähligen Treppen mit unterschiedlichsten Stufenhöhen und Abständen schienen sich zum Ziel gesetzt zu haben, mich abrupt zu stoppen. Dem musste ich aktiv entgegenwirken, und saure Beine nicht scheuen. Jedenfalls habe ich nun das Gefühl, kraftmässig und koordinativ besser geworden zu sein, und solche Treppen besser zu meistern - bergauf und bergab. Das Nachmittagtraining war bei mir äusserst willkommen, schreiten doch die zerschlagenen Beine nach weicherem Untergrund. Diesen fanden sie im „Foresta Umbra“, meinem neuen Lieblingswald… Ok, vielleicht gibt’s da in Schweden noch etwas coolere Wälder. Aber dieser hatte auch sein gewisses etwas! Man kam durch jedes Grün hindurch, es waren nur so Stechpalmen-artige Büsche, Bodenvegetation hatte es kaum. Und das Relief war Knäckebrot-mässig, wobei man die Hügel nicht nur an einer Geländeerhebung erkannte, sondern auch an einem Steinfeld - auf jedem Hügelchen hatte es Steine, in den Senken jedoch nicht. Am Mittwoch Morgen, bei einem Sprint-Qualifikationslauf in Ischitella (sprich Isgittella) hatte ich zwischenzeitlich wieder ein richtiges Sprint-Flash ;-), nur machte mir die Karte und der unerwartet frühe Start etwas mühe. Aus diesen und anderen Kleinigkeiten konnte ich wichtige Schlüsse ziehen! Der Final in Peschici hätte besser ausfallen können, wurde mir doch wieder einmal so richtig aufgezeigt, dass ich zum richtigen Posten lesen muss! Ich las nämlich kurz vom Posten 10 zum Posten 3. Ansonsten hätte ich den Lauf ziemlich im Griff gehabt!
bei Peschici, nach dem Sprint-Final am Mittwoch
Ein weiteres Highlight gab es am folgenden Morgen, als wir eine Zweierstaffel laufen durften. Der Gegnerkontakt war zu Beginn förderlich für meine Konzentration! Zum Ziel kam jedoch das Handeln der Gegner vor dem eigenen Handeln, was nicht sein darf! Ich übersah eine etwa 4mal kürzere Route, weil ich Ines vorher auf der 4 Mal längereren Route gesehen hatte (sie war aber noch zu einem anderen Posten unterwegs). Etwas wichtiges fürs Gegnerkontakt-Konzept. Nach den zwei Läufen, auf denen ich jeweils ziemliche Zeitverluste konstruiert hatte, schüttelte ich zusammen mit Maté eine dritte ca. 1km lange Bahn aus dem Ärmel, um es ev. noch besser zu machen. Schliesslich hatte ich bereits im Kopf, dass dies der letzte Sprint des Trainingslagers in einem herausfordernden historischen Städtchen sein wird. Vielleicht waren meine Konzentrationsreserven aber einfach schon aufgebraucht - dieser Lauf war in etwa der schlechteste der ganzen Woche. Ich rannte los ohne eine ganze Route gesehen zu haben, lief Konzeptlos und auf falsche Objekte fokussiert. Aber Hauptsache, die Woche war gesamthaft faszinierend, lehrreich und lustig! Ganz anderes - nicht jedoch weniger lustiges - Gelände hatten wir an den MOC. Sie bestand aus drei Mal Park-OL, was bedeutete: drei Mal rennen bis zum Umfallen. So gefällt mir Sprint! Bei jeder Etappe schlichen sich leider ärgerliche Fehler ein, was eine Spitzenplatzierung wohl verhinderte. Aus den MOC-Wettkämpfen kann ich für Sprint in Parks mitnehmen, dass es für mich wichtig ist, immer von Anfang an die Richtung genau mit dem Kompass zu nehmen, dass ich die Hecken von Anfang an beachten muss, immer vom richtigen Ort zum richtigen Ort zu lesen, und Posten in Waldteilen sehr kontrolliert anzulaufen. Zudem: Es ist ziemlich entscheidend, was die Regeln sind beim Überqueren von Hecken und Mauern. Nach einigen Gesprächen sieht es für mich im Moment so aus, dass es davon Abhängt, ob die Karte nach ISSOM gezeichnet ist. Findet man den Begriff auf der Karte, so gelten die Sprint-Regeln. Findet man ihn nicht auf der Karte, darf man bei einem Mitteldistanz-Wettkampf alles überqueren, das auf normalen OL-Karten auch überquerbar ist. Dies sind international übrigens doppelt gestrichelte Zäune, habe ich erfahren (nur in der Schweiz ist das Überqueren solcher verboten). Bei einem Sprint-Wettkampf auf einer Nicht-ISSOM-Karte weiss ich dann auch nicht, was gilt. Solche sollte es besser nicht geben, okay? ;-) Es war einfach eine tolle Woche in bella Italia. Erwähnen muss ich hier nun einfach noch die legendäre City-Bike fahrt am Freitag durch halb Rom. SO lernt man die Stadt, die Leute und die Abgase kennen!!!
an der dritten Etappe MOC, Villa Borghese

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